Für mich ist dieses Jahr ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Ich durfte 8 Tage lang in Reykjavik Seite an Seite mit Ivanschuk, Simon Williams, Anna Cramling und vielen weiteren bekannten Gesichtern Figuren ziehen und Uhren hauen.
Gleich am ersten Tag des Turniers machte ich die Bekanntschaft mit Ahmed, ein FM aus Saudi-Arabien, mit dem ich im Laufe des Turniers nicht nur viele Partien analysierte, sondern auch gutes Essen (vorwiegend Falafel, so wie ich es aus der Schanze gewohnt bin) und kleine Erkundungstouren geteilt habe. Ahmed erzählte mir über seine Teilnahme an der Olympiade, Mikroorganismen auf Fliegen und seinem Computational Science Studium, dem er wohl etwas gewissenhafter nachgehen sollte, als er es momentan tut.
Doch auch wenn ich mit ihm einen starken Coach mit vielen guten Ratschlägen im Rücken hatte, musste ich schnell feststellen, dass das Turnier für mich eines der, zumindest schachlich gesehen, schlechtesten Turniere war, die ich bisher gespielt habe. Auch wenn es mit einem Sieg vielversprechend begann, so folgte ein halber Punkt aus sechs Partien. Manchmal ist einfach der Wurm drin, da kann man bis 6 Uhr morgens Lines preppen, weil man den Lichess-Account vom Gegner gefunden hat, 10 Bananen essen oder 2 Tage schlafen, es reicht ein kurzer Moment der Unachtsamkeit für lang anhaltenden Schmerz. Von fehlerhaften Bauernopfern, Theorieverdrehern, Zeitnot oder einfach starken Gegner, war alles dabei.
Naja machste nix, die letzten beiden Partien konnte ich dann doch wieder reinholen, und zum Schluss bin ich sogar mit einem kleinen Elo-Plus davongekommen.
Dass die Stimmung trotzdem ausgezeichnet war, lag an den kurzen oder längeren Ausflügen ins Wasser (ja es war kalt), der atemberaubenden Natur (Mars-ähnliche Zustände) und der unglaublich offenen und freundlichen Art der Isländer. Aus diesem Grund und auch wegen des sehr wechselhaften Wetters habe ich mich sehr wohl in Island gefühlt und kann das Turnier nur wärmstens weiterempfehlen. Für mich geht es jetzt im VW Caddie und Surfbrett noch 2,5 Wochen weiter an Islands Küste entlang, während ich auf dem Weg dann in den zahlreichen Schachclubs anhalten werde um im HSK-Hoodie ein bisschen zu blitzen.
Bis dahin erste Eindrücke und liebe Grüße, sowie eine (für mich) anspruchsvolle Taktikaufgabe aus der 5ten Partie, die im Remis endete. In folgender Stellung verpasste ich die Chance auf den Sieg:

Bericht bei Chessbase.
Ergebnisse und Tabelle bei Chess-Results.






Alle Foto: Ferdinand Seum