Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

Quarantäne-Bundesliga: der sechste Titel für den HSK!

Der 45. Spieltag der Quarantäne-Bundesliga auf Lichess sollte ein besonderer Höhepunkt in der an Höhepunkten wahrlich nicht armen Geschichte unserer inzwischen 32 Teilnahmen an der immer stärker werdenden Liga sein: Erstmals konnten wir mit einer kleinen Gruppe den Spieltag im HSK-Schachzentrum zelebrieren! Die Hygieneregeln von Hausboss Manfred Stejskal wurden natürlich befolgt, und das sah dann so aus:

Andi Albers hatte sogar eine Playlist auf Spotify für den Abend kreiert, die wir aber nach wenigen Liedern stumm schalteten, denn die Musik und vielfältige Kommentare aus allen Richtungen ließen kaum noch Konzentration zu. Die beiden Andis setzen ihre Kopfhörer auf, der Rest kommunizierte mehr oder weniger lautstark und, je nach Situation, mehr oder weniger zufrieden, schließlich begeistert. Obwohl Andi wegen der Hygiene-Regeln auf seine berühmte Brutzelei verzichten musste – die Küche bleibt geschlossen –, war’s ein gelungener Abend, und Manfred Stejskal hat sogar vorgeschlagen, die Veranstaltung zur Tradition zu machen…

Julian Grötzbach. Foto: Eva Maria Zickelbein
Daniel Grötzbach. Foto: Eva Maria Zickelbein

Die letzten Sekunden des zweistündigen Turniers stehen bevor. Julian und Daniel Grötzbach bereiten sich auf den Schlusspfiff vor. Es hält sie nicht mehr auf ihren Sitzen. Als leidgeprüfte HSV-Fans sind sie froh, dass es keine Nachspielzeit gibt. Exakt nach 120 Minuten heißt es: „Das Turnier ist beendet.“ Und trotzdem wollen sie nicht zu früh jubeln, denn in der letzten Viertelstunde des Turniers hat es mehrfach einen Führungswechsel zwischen „The House Discord Server“ (schon sieben Titel) und dem HSK gegeben, und gerade eben erst hat uns Nico Zwirs als IM FirstKnight mit seinem letzten 5-Punkte-Sieg gegen den (an diesem Tag) besten Deizisauer wieder an die Spitze geschossen, zwei Punkte vor The House Discord Server (496)! Und nun erst jubeln die Zwillinge Daniel (l.) und Julian (r). Im Hintergrund ballt Stefan Schnock die Becker-Faust: Der sechste Titel für den HSK (498) ist perfekt! Und Daniel beantwortet die Glückwünsche im Chat mit dem HSV-Song von „Abschlach!“:

Julian Grötzbach. Foto: Eva Maria Zickelbein
Daniel Grötzbach. Foto: Eva Maria Zickelbein

„Mein Hamburg lieb ich sehr, sind die Zeiten oft auch schwer, weiß ich doch: Hier gehör ich her!“ Und da kann auch ein Wiesenburger aus der Mark Brandenburg begeistert einstimmen, mindestens seit dem 23. Oktober 1951, als er Mitglied des HSK wurde und anfing, sich zu Hause zu fühlen …

Bevor ich die Geschichte unseres sechsten Titelgewinns wiederaufnehme, muss ich zumindest kurz auf die fünf Turniere eingehen, über die wir während meiner Ferien auf Amrum nicht auf unserer Website berichtet haben. Vor ihrem Hintergrund wird die Leistung unseres Teams noch deutlicher.

Die 40. Auflage am 9. Juli (Bedenkzeit: 5,0), im die wir als Vizemeister starteten, war ein „Meisterschaftskrimi“, den das Team Alpha („Ort: World – Love for the Game made us a team“) für sich entschied – der HSK fiel in den letzten Minuten auf den 4. Platz zurück, einen Punkt hinter dem russischen Team ВШМ.

Für die 41. Auflage am 12. Juli (Bedenkzeit: 3,0) hatte Andi Albers die Devise ausgegeben: „Schnell noch einmal Meister werden, bevor Deizisau kommt.“ Tatsächlich waren die Schachfreunde Deizisau unaufhaltsam durch die zwölf Ligen gestürmt, und der HSK (640) holte mit deutlichem Vorsprung vor The House Discord Server (611) seinen fünften Titel, dank einer guten Mannschaftsleistung, aber auch mit vier sensationellen Spitzenspielern: Rasmus Svane (84), Casper Schoppe (80), Nico Zwirs (78) und Nils Grandelius (67) belegten die Plätze 1, 2, 3 und 6 unter den Top-Ten des Turniers.

Die 42. Auflage am 16. Juli (Bedenkzeit 3+2) gewannen unwiderstehlich und mit großem Vorsprung die Schachfreunde Deizisau (507) mit einer überragenden Mannschaft – Alexander Donchenko, Matthias Blübaum, Georg Meier, Dmitrij Kollars, Gata Kamsky (!) und Vincent Keymer, um nur die identifizierbaren Namen zu nennen. Da konnte auch das überwiegend russische Team Chess Club Phönix (453) nicht mithalten. Und der HSK (401) hatte in diesem Turnier gegen den Abstieg kämpfen müssen und schien auf dem 8. Platz, 9 Punkte hinter dem Team Alpha, den Kampf schon verloren zu haben. Doch wenige Minuten nach dem Turnierende entdeckten wir uns doch im Teilnehmerfeld der 43. Auflage – die armenische Mannschaft Asala (422) auf Platz 5 war disqualifiziert worden. Aufatmen!

In der 43. Auflage am 19. Juli (Bedenkzeit 5+0) lief es wieder besser für den HSK (520). Wir lieferten und einen langen Kampf mit den Schachfreunden Deizisau (524) um die Bronze-Medaille und musste schließlich mit einem guten 4. Platz zufrieden sein – deutlich hinter The House Discord Server (551), der knapp vor dem überwiegend türkischen Team Ihsankilic Chess Club (547) seinen sechsten Titel gewann.

In der 44. Auflage am 23. Juli (Bedenkzeit 3+0) gab es fast denselben Einlauf: The House Discord Server (650) gewann mit 19 Punkten Vorsprung vor dem Team Alpha und mit 22 Punkten vor dem Team Ihsankilic Chess Club seine siebte Meisterschaft. The House Discord Server hat 1492 Mitglieder und stellt sich so vor: „ A great place to discuss chess, learn a new variant or deepen your knowledge on your favourite variants! We’re proud to have some of the best and most active variant players of lichess in the server.“ Vierter wurde der HSK (598) nach einem spannenden Zweikampf mit den Schachfreunden Deizisau (596), sodass wir unser Resultat stolz als Erfolg feierten.

Zurück zur 45. Auflage am 26. Juli (Bedenkzeit 3+2), für die uns Nils Grandelius Mut gemacht hatte, als wir in den Schachfreunden Deizisau schon den kommenden Serienmeister sahen: „They are strong, but we are strong too!“ Leider konnte Nils selbst nicht mitspielen konnte, hatte er doch Gelegenheit, endlich wieder einmal ein „reales“ Turnier in Dänemark zu spielen „und wie… mit 8/9 dominierte Nils das GM-Turnier und fand auch noch Zeit, seine Partien gemeinsam mit seiner Freundin WCM Ellen Kakulidis zu analysieren… Wer etwas über meisterliches Schach und Caro- Kann im Speziellen lernen möchte, hier geht es lang, sehr unterhaltsam!“  oder direkt auf seinem twitch-Kanal.
Der Link für das Turnier 

Aber auch ohne Nils hatten wir wieder ein starkes und großes Team beisammen und hielten uns in der ersten Stunde im Mittelfeld, scheinbar ohne Chancen, ganz vorn mitzuspielen, aber immerhin war der Klassenerhalt nicht gefährdet. Zu unserer Überraschung hatten eher die Schachfreunde Deizisau zu kämpfen; erst nach etwa einer Stunde gelang es ihnen, die Abstiegsplätze zu verlassen, um aber bald wieder zurückzufallen. An der Spitze lösten sich der armenische Aufsteiger Monte, das Trio Fantastico and Friends und, natürlich, The House Discord Server ab. Wir verbesserten auf den 4. Platz, gelegentlich gelang ein Sprung auf Platz 3, und in den letzten 20 Minuten entwickelte sich ein Zweikampf zwischen The House Discord Server und dem HSK, in dem wir bald die Spitze eroberten, bis vier Minuten vor dem Schluss The House Discord Server uns wieder verdrängte und nach seinem dritten Titel in Folge zu greifen schien. Aber dann setzte, wie schon erwähnt, IM Nico Zwirs alles auf eine Karte und spielte im Berserk-Modus, um seine Partie noch in der Spielzeit beenden zu können, gegen die Deizisauer Nr. 1 an diesem Tag „blitz 483“ und holte die entscheidenden 5 Punkte zum sechsten Titel für den HSK!

Nico bei der Vorbereitung der Online-Zomerschool in Amsterdam, Foto Merijn van Delft

Am 26. Juli war Nico mit 51 Punkten aus 20 Partien unser Top-Scorer. Ebenfalls bärenstark das Trio mit 46 Punkten, das auf den HSK-internen Plätzen 2 bis 4 folgt: GM Sune Berg Hansen, der seit 1998/99 für den Klub in der Bundesliga aktiv ist, GM Casper Schoppen, der 18jährige niederländische GM, den wir im nächsten Jahr verpflichten wollen, und IM Malte Colpe, der aus unserer eigenen Jugendarbeit kommt und heute selbst als Trainer tolle Jugendarbeit macht!
43 Punkte holte unser Top-Scorer GM Rasmus Svane, der insgesamt 1519 Punkte in 26 Turnieren holte und immer dabei war! Mit GM Thies Heinemann kam der vierte Großmeister an diesem Spieltag mit 35 Punkten gerade noch unter die zwölf „Leaders“ unseres 37er Kaders. Wie fast immer war auch Michael Faika mit 39 Punkten dabei, und auch zwei Jugendliche erreichten die Mannschaftswertung: Souren Bozorgi (17) aus dem Iran mit 40 und Michael Kotyk aus unserem JBL-Team mit 38 Punkten (aus 37 Partien, 81% als Berserker). IM Markus Lammers (Zugzwang München) kam in 20 Partien auf dieselbe Zahl. 37 Punkte steuerten die beiden FM Felix Meißner und Julian Grötzbach bei.

Wer aber meint, es seien vor allem die genannten Titelträger, die für unsere Erfolge sorgen, übersieht, was Sune Berg Hansen in seinem Facebook-Kommentar zu Evs Lob seiner Leistung erklärt: „First time in over a month I don’t play like a total patzer (just a semi) – and good HSK teamwork like always.
Tatsächlich, es kommt auf den großen Kader und seine hier nicht genannten Ergebnisse an, auf die Mannschaft, die Daniel Grötzbach und Andi Albers zweimal in der Woche sammeln: Alle aktiven Spieler haben Anteil an unseren starken Ergebnissen.
Wie wichtig ein großes Team ist, zeigt auch der überraschende Abstieg der Schachfreunde Deizisau, die mit nur 417 Punkten Letzter wurden, obwohl sie u.a. mit drei Großmeistern wie Gata Kamsky, Matthias Blübaum und Dmitrij Kollars spielten. In die 2. Liga müssen sie der Örgryte SK aus Göteburg (430) und das türkische Team Ihsankilic Chess Club (423) begleiten, der bei drei Teilnahmen gerade erst zweimal Vizemeister geworden war. Und das Team Alpha (431) mit Spielern aus der ganzen Welt hatte auf dem rettenden 7. Platz gerade mal einen Punkt Vorsprung vor den Schweden. Natürlich werden unsere Freunde aus Deizisau schnell wieder aufsteigen, wenn sie es wollen, denn der Verein von Sven Noppes hat großes Potential. Aber ihr Abstieg zeigt deutlich, dass es an jedem Spieltag auch für uns um alles oder nichts gehen kann.

Daniels Tabelle

Deshalb gibt eigentlich nur die von Teamchef Daniel Grötzbach sorgfältig geführte Datei mit all den Spielern, die seit unserem Wiederaufstieg in die 1. Liga mitgespielt haben, wirklich Auskunft über die Qualität des HSK Teams.

Und in Daniels und Andis Sinn weise ich abschließend gern noch einmal darauf hin, dass sich das Team über jeden Neuzugang und Mitspieler freut: Der Rhythmus kennt keine Pause: Donnerstag – Sonntag, jeweils von 20 bis 22 Uhr: Seid dabei!

Pokale stehen im Klub ja genug. Einen überreichten wir uns aufgrund der Corona-Beschränkungen zum Abschied einfach selbst: Eva Maria Zickelbein und Daniel Grötzbach. Foto: Eva Maria Zickelbein

An dieser Stelle auch noch einmal ein ganz großes Dankeschön an Jens Hirneise von der Rochade Europa, der mit der Ausrichtung dieser Liga einen wirklich großen und für viele Schachfreunde einzigartigen Wurf in der Corona-Zeit gelandet hat!

Fotos: Eva Maria Zickelbein
Text: Eva Maria und Christian Zickelbein

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