Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

HMM 2024, Kreisklasse C: HSK 28 gegen Volksdorf 2

Im letzten Ligaspiel der Saison geht es auswärts gegen Volksdorf II. Genau wie wir haben auch die Volksdorfer den Aufstieg bereits sicher. Und genau wie wir sind sie mit Teilen der Gedanken bereits in der neuen Saison. Die Volksdorfer treten dabei recht offensiv auf. Auf ihrer Internet-Seite hieß es dazu: “Natürlich möchte die Zweite Mannschaft ihren Erfolg in der kommenden Saison bestätigen und nicht nur die höhere Klasse halten, sondern vielleicht sogar wiederum im oberen Tabellenfeld mitspielen”. Wir haben dagegen eher erstmal bescheidenere Pläne für die nächste Saison.
Vor einigen Jahren habe ich schon mal auswärts gegen Volksdorf gespielt. Der Weg ist weit, aber eine schöne Spielstätte ist mir in Erinnerung geblieben. Räucherkate nennen sie den gemütlichen Hort.

Mit dem gegnerischen (Ersatz-) Mannschaftsführer Torsten Schubert ist es ein völlig entspannter und freundlicher Austausch der Aufstellungen. Allgemein sind die Volksdorfer gute Gastgeber.

Mit folgender Aufstellung gehen wir ins letzte Ligaspiel:
1. Jonny Skibb
2. Jörg Spreu
3. Gerald Deckers
4. Linus Advani
5. Horst Feis
6. Astrid von Holten
7. Harald Meyer
8. Omar El Khyari

Auch dieses letzte Ligaspiel der Saison können wir mit Kräften aus unserem eigenen Kader absolvieren. In der kompletten HMM-Saison sind wir somit ohne Ersatzspieler und ohne kampflose Niederlage ausgekommen. Der Mannschaftsgeist ist intakt.

Omar El Khyari spielt mit Schwarz Caro Kann (1.e4 c6). Die Partie ist einigermaßen im Gleichgewicht. Vermutlich spielt sein Gegner Ben Dührkohp dann aber etwas zu optimistisch am Damenflügel. Ein gegnerischer c4-Vorstoß schwächt den gegnerischen Bauern auf d4. El Khyari kann das ausnutzen und pflückt im 23. Zug den gegnerischen d-Bauern ab. Später dringt ein gegnerischer weißer Turm auf El Khyaris siebter Reihe ein. Auch dieser Ausflug ist aber wohl zu optimistisch und der Turm droht gefangen zu werden. Der Gegner verwirft defensive Gedanken und will mit dem Turm unbeirrt in El Khyaris Stellung wüten. Das gibt die Stellung aber nicht her und letztlich kann El Khyari den wilden Gast fangen. Der Gegner muss den Turm gegen einen Läufer geben. Mit Qualität und Bauer mehr verwandelt El Khyari das bald aufkommende damenlose Endspiel sicher zum Gewinn. 1:0 für uns.

Ich (Jörg Spreu) spiele mit Schwarz Grünfeld-Indisch gegen den gegnerischen (Ersatz-) Mannschaftsführer Torsten Schubert. Mein Gegner verzichtet in der Eröffnungsphase mit Weiß auf cxd5 und insgesamt interpretieren beide Seiten den Grünfeld-Inder in dieser Partie nicht so aggressiv. Die Partie steuert in relativ ruhige Fahrwasser. Bis mein Gegner im 16. Zug dann mit Lxf7 plötzlich unsanft an meiner Stellung anklopft. Am Ende des folgenden vier Züge dauernden taktischen Intermezzos verschwinden die Damen, ein weiteres Leichtfiguren-Paar und ein Bauer vom Brett. Weitere Spannung kommt nicht mehr auf, da die Partie unmittelbar danach ins Remis geht. Zwischenstand 1,5 zu 0,5 für uns.

Im Anschluss an meine Partie analysiere ich die Partie noch mit meinem Gegner im Nebenraum. Während ich noch geruhsam über meine Partie philosophiere, kommt ein Volksdorfer in den Nebenraum und vermeldet zwei Volksdorfer Siege. Unser Horst Feis und unser Gerald Deckers haben beide wohl nahezu zeitgleich verloren. Als ich das letzte Mal reingeguckt hatte, stand Feis’ Königsstellung schon massiv unter Druck. Wie da schon zu erahnen war, war der Druck seines Gegners Olaf Mondorf zu groß und die Stellung brach. Und Deckers spielte mit Weiß gegen Marlon Fedke wohl den Grand Prix Angriff (Sizilianisch mit frühem weißem Sc3 & f4). Bei Deckers war die Stellung noch in Ordnung, als ich das letzte mal reinsah. Deckers späterer Kommentar: „einmal nicht aufgepasst…“ lässt auf einen gröberen Fehler und ein jähes Ende schließen. Wie auch immer, duch die beiden Niederlagen wird aus unserem Vorsprung ein 1,5 zu 2,5 Rückstand.

Kurz danach wird die nächste Partie entschieden werden. Linus Advani spielt mit Schwarz Italienisch. Recht früh bringt Advani mit schwarzem …f5 Schärfe in die Stellung. Weiß rochiert kurz, Advani rochiert lang. Im 28. Zug haben sich die Reihen dann ziemlich gelichtet und es steht ein Damenendspiel auf dem Brett. Advanis Gegner Andreas Zwicknagl bietet Remis. Die Stellung ist zwar ungefähr ausgeglichen, hat aber auch Ungleichgewichte: neben den Damen noch jede Seite mit ungleichfarbigen Läufer. Auch die Bauern sind ungleich verteilt. Advani mit Bauernmehrheit am Damenflügel, der Gegner mit Bauernmehrheit am Königsflügel. Wer nichts wagt, der darf nichts hoffen, und so beschließt Advani kämpferisch, das Remis-Angebot abzulehnen und weiterzuspielen. Dieser Kampfgeist wird belohnt. Im 36. Zug kann Advani mit einer Taktik (Hinlenkung) die gegnerische Dame erobern. Hier ist auf keine Wunderheilung mehr zu hoffen und der Gegner gibt sofort auf. Mit seinem Sieg stellt Advani wieder den Gleichstand her: 2,5 zu 2,5.

Vor der Volksdorfer Räucherkate steht ein Schaukasten. Im Schaukasten ist u.a. liebevoll eine Schachaufgabe ausgestellt. Ein angepinntes Brett mit an Fäden oder Drähten hängenden Figuren. Als ich vor dem Ligaspiel bei der Räucherkate eintreffe, sehe ich unseren Harald Meyer vor dem Schaukasten beim Versuch das Rätsel zu lösen. Auch im späteren Mannschaftskampf wird Meyer vor Probleme taktischer Art gestellt. Bereits im 8. Zug geht einer von Meyers weißen Bauern verloren. Im 20. Zug folgt ein weiterer weißer Bauer, der vom Brett fliegt. Meyer somit mit zwei Minusbauern. Dafür hat Meyer gewisses Spiel auf der halboffenen g-Linie gegen den kurz rochierten gegnerischen König. Es sieht nicht so aus, als ob die halboffene g-Linie für etwas Durchschlagendes reicht, aber wer weiß. Ein gewisser Druck ist da. Aber der Gegner kann Schwerfiguren abtauschen und in ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern und deutlich besserer Stellung übergehen. Es reicht nicht für Meyer und er muss sich seinem Gegner Thomas Blunck geschlagen geben. Wir liegen wieder hinten: 2,5 zu 3,5 gegen uns.

Jonny Skibb geht mit Weiß in den Königsindischen Angriff. Im 28. Zug bietet sein Gegner Peter Stelzer den Damentausch und Remis an. Skibb nimmt den Damentausch an. Das Remis wird in Skibbs gewohnt kämpferischer Manier allerdings verweigert. Also Turmendspiel mit gleichfarbigen Läufern und jeweils ner handvoll Bauern in ungleicher Struktur. Skibbs Turm steht aktiver. Der gegnerische Turm ist vorerst passiv an die Verteidigung eines Bauerns geknebelt und seiner offensiven Wirkmächtigkeit beraubt. Dennoch entschließt sich Skibb den Turmtausch zu forcieren und in ein Läufer-Endspiel überzugehen. Ziel ist dann ein schwacher gegnerischer Bauer auf d4. Skibb hat zwar wohl schon die angenehmer zu spielende Stellung, vermutlich ist das Endspiel aber noch deutlich in der Remisbreite. Im 38. Zug ist es Skibbs Gegner, der den Läufer-Abtausch forciert und in ein Bauernendspiel abwickelt. Skibb manövriert geschickt und findet ein schönes Bauernopfer, das die gegnerische Struktur aufbricht und Skibb deutlichen Vorteil beschert. Skibbs König wird aktiver, der schwache gegnerische Bauer auf d4 fällt und im 51. Zug gibt der Gegner der Einsicht statt, dass hier nichts mehr zu machen ist. Skibb gleicht zum mannschaftlichen 3,5 zu 3,5 aus.

Astrid von Holtens Partie ist die letzte laufende Partie des Abends und musste die Entscheidung bringen. Auf dem Brett heißt es „aux armes, citoyens“: Astrid stellt mit Schwarz die Französin (1. e4 e6) aufs Brett und es kommt innerhalb der Französischen Verteidigung zur Rubinstein-Variante (3…dxe4). An sich scheint Astrids Stellung recht solide. Im 13. Zug verliert sie aber ihren b-Bauern. Astrids Gegner Tobias Pahl entfaltet starken Druck auf der halboffenen a-Linie, während Astrid Druck auf der b-Linie entfacht, um den b-Bauern zurückzugewinnen. In der Kreisklasse spielen wir in dieser Saison mit nur 90min/40 Züge statt der höherklassig üblichen 120min/40 Züge. Astrid ist eher eine Freundin der längeren Bedenkzeit und in dieser Partie sollte die kürzere Bedenkzeit ihr Schwierigkeiten bereiten. Bereits im 29. Zug hat sie in problematischer Stellung weniger als 5min zur Verfügung. Trotz akuter Zeitnot schafft sie es, den Bauern zurückzuerobern. Nach Figurentausch gelingt es ihr sogar, einen weiteren Bauern zu erobern, sodass sie mit Mehr-Freibauern im Turmendspiel steht. Auf die große Kneterei wird aber verzichtet und so geht die Partie ins Remis. Endergebnis 4:4.

Astrid von Holten, Jonny Skibb und ich stehen nach dem Ligaspiel noch beisammen, als Astrid die Idee zu einem gemeinsamen Grillen in die Runde wirft. Das stößt sofort auf Begeisterung und im Juli oder August soll es das Mannschafts-Grillen im heimischen Garten geben.

 

Endstand der Kreisklasse C der HMM 2024. Quelle: Hamburger Schachverband

 

Die Einzelergebnisse von HSK 28 – die ganze Saison mit dem Stammteam, eine tolle Leistung! Quelle: Hamburger Schachverband

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