Malte Colpe berichtet über die erste Runde:
Am ersten Dezember-Wochenende waren wir gemeinsam mit der 1.Bundesliga Mannschaft in Solingen. Aus Hamburg reiste eine kleine Gruppe an, dazu zählten Reinhard und Silke, Jakob, Frank, die Svane Bros und meine Wenigkeit. In der Bahn haben wir uns schon fleißig mit „Hand and Brain“ warmgeblitzt, sodass die Zeit trotz größerer Verspätung wie im Fluge verging. Im Solinger Hotel angekommen, stießen wir auf alle übrigen Spieler, die aus allen möglichen Richtungen angereist waren.
Am Tag darauf wurde dann das Late-Breakfast (bis 11:30 Uhr) von einigen besonders ausgereizt, sodass wir gut gestärkt zur Runde im Kunstmuseum Solingen aufbrechen konnte, wo uns ein besonderes Ambiente, sprich ein Spielsaal mit Ausstellungsstücken erwartete. Es war zudem eine spannende Erfahrung, mit dem Star-Ensemble vom Düsseldorfer SK in einem Raum zu spielen und die Spieler hautnah zu erleben.
Mit einem jungen Team – gemischt mit ein paar erfahrenen Kräften – ging es gegen Solingen II um wichtige Punkte, um einen guten Start in der Liga zu erwischen und nicht gleich in Abstiegsgefahr zu geraten! Chefcoach Van Delft mahnte vor der Partie zur mannschaftlichen Geschlossenheit.
Pünktlich um 14 Uhr wurde die Runde eröffnet.
Das erste Ergebnis ging leider nicht in unsere Richtung. Isaac Garner konnte aus der ungenauen Eröffnungsbehandlung seines Gegners zunächst Kapital schlagen. Seine Initiative flaute dann aber ab und mündete in einen Figuren-Einsteller. Ein ärgerlicher Auftakt, aber am nächsten Tag konnte er es wieder besser machen.
Einige Partien waren recht unübersichtlich. Der Top Neuzugang von der ersten Mannschaft, GM Sipke Ernst, spielte kompromisslos auf Angriff. Es entstand zwischendurch ein großes Ungleichgewicht (Läufer gegen vier Bauern). Sein Gegner Georg Halvax, der laut „Ösi-Orakel“ Konstantin Peyrer zu 95% nicht kommen sollte, verteidigte sich umsichtig und blieb am Ende „on top“.
In der Partie Tom Woelk gegen Dr. Daniel Schlecht gab es ähnlich viele Komplikationen. Der Moderne Spanier stand auf dem Programm. Tom kam nicht gut aus der Eröffnung und sein Gegner bekam eine starke Initiative und verpasste dabei eine Gewinnchance. Nach dem sich der Nebel lichtete, verblieb Tom mit Läufer und Springer gegen Turm und zwei Bauern. Tom konnte mit seinen Figuren einen Königsangriff initiieren , aber verpasste seinerseits Chancen auf den Sieg. Kurz vor der Zeitkontrolle unterlief seinem Gegner dann ein Fauxpas und Tom konnte den Sieg für sich verbuchen.
Etwas ruhiger verliefen die übrigen Partien. Bei IM Konstantin Peyrer standen nach der Eröffnungsphase Schwerfiguren und ungleichfarbige Läufer auf dem Brett, sodass die Stellung ein relativ hohes Remis-Potential mit sich brachte. Nichtdestotrotz hatte Konstantin an zwei Stellen die Möglichkeit, in Vorteil zu kommen, nutzte dies aber durch zu zügiges Ziehen nicht. Am Ende stand eine Punkteteilung.
Ebenfalls Remis endete die Partie von IM Frank „The Tank“ Bracker. In einem Katalanen kam Frank sehr gut aus der Eröffnung und übte viel Druck aus. Allerdings schlich der Vorteil mit der Zeit aus, sodass eine Zugwiederholung auf dem Brett stand. Kämpferisch wie Gukesh schlug Frank die Zugwiederholung aus, allerdings ging dies nach hinten los und sein Gegner hatte im Endspiel die besseren Chancen, begnügte sich aber letztlich mit einem friedlichen Ende. Etwas enttäuscht war Frank dennoch, aber der Gedanke an eine Leberkässemmel von Yorma richtete ihn wieder auf.
Unser „Youngster“, Jakob Weihrauch, musste mit den schwarzen Steinen gegen „Großmeisterschreck“ Stefan Wickenfeld antreten. Im Mittelspiel stand Jakob etwas unter Druck. Jedoch tauschte sein Gegner den Zentrumsbauern gegen einen Bauern am Königsflügel, wodurch der weiße König sehr anfällig wurde. In der Folge entstanden einige taktische Komplikationen, die zu beiderseitigen Ungenauigkeiten führten, wobei Jakob nie schlechter stand. Kurz vor Zeitkontrolle beging sein Gegner den entscheidenden Fehler und Jakob baute ein Mattnetz mit Dame und Turm.
So stand es nach der Zeitkontrolle 3:3. Es liefen noch IM Merijns van Delfts und meine Partie (IM Malte Colpe). Inspiriert vom Weltmeisterschaftskampf Gukesh-Ding spielte Merijn die Abtausch-Variante gegen Französisch. Merijn bekam aus der Eröffnung, was er wollte – einen leichten Vorteil mit Spiel gegen den isolierten d-Bauern und ohne das ein Verlustrisiko bestand. Dies blieb bis zur Zeitkontrolle bestehen.
In meiner Partie gegen Luisa Bashylina entstand ebenfalls eine Isolani Stellung, wobei ich meinen Isolani kurz danach abtauschen konnte. Die Partie drohte somit früh abzuflachen. Meine Gegnerin entschied sich, ein Ungleichgewicht in die Stellung zu bringen – ich hatte einen Bauern weniger, dafür bekam ich das Läuferpaar und ihre Königsstellung war geschwächt, wodurch meine Stellung (objektiv ausgeglichen) leichter zu spielen war. Die geschwächte Königstellung wurde ihr im späteren Verlauf zum Verhängnis und ich rette meine Gewinnstellung über die Zeitkontrolle. Merijn sicherte das Remis und ich musste nur noch meine Gewinnstellung verwerten. Somit stand am Ende ein knapper 4,5-3,5 Sieg zur Buche. Dies gab Sicherheit für die 2.Runde gegen die SG-Porz!
Zum Nachspielen: Die Spieler kommentieren ihre Partien aus der ersten Runde!
Jakob Weihrauch übernimmt die zweite Runde gegen die SG Porz:
Am vergangenen Wochenende fiel nach langer Pause endlich der Startschuss für die neue Saison der 2. Schach-Bundesliga!
Wie es in der 2. Bundesliga üblich ist, wurde sowohl am Samstag als auch am Sonntag jeweils ein Match gespielt. Für mich war das noch eine etwas ungewohnte Erfahrung, da ich in der vergangenen Saison nur einen Einsatz als Debütant in der 2. Liga hatte.
Da das Ligawochenende in Solingen stattfand, war der Großteil der Mannschaft bereits am Vortag angereist. Besonders schön war, dass auch die erste Liga ihre Matches in Solingen austrug, sodass wir teilweise gemeinsam an- und abreisen konnten. Die Gelegenheit wollten sich Malte, Frank und meine Wenigkeit selbstverständlich nicht entgehen lassen und nutzten die Bahnfahrten, um uns von Rasmus und Frederik Svane im Hand-and-Brain vermöbeln zu lassen.
Zum Glück wurden nur auf dem Schachbrett Züge verpasst, auch wenn die Ansagen von unplanmäßigen Verspätungen der Deutschen Bahn zeitweise etwas anderes vermuten ließen.
Endlich angekommen, machten wir uns auf den Weg zum Hotel, wo wir uns nach den nervenaufreibenden Reisevorbereitungen etwas ausruhten, bevor es ins Bett ging, um für den nächsten Tag fit zu sein.
Ein absolutes Highlight des Wochenendes war definitiv der Spielort. Die beiden Spieltage fanden in einem Kunstmuseum statt, was für mich eine ganz besondere Erfahrung war. Es war nicht nur ein außergewöhnlicher Rahmen für einen Schachwettkampf, sondern auch ein echter Luxus, in solch einer Umgebung spielen zu dürfen!
Noch getoppt wurde die Atmosphäre dadurch, dass am Samstag HSK I gegen den Düsseldorfer SK antrat und mit Spielern wie Nepomniachtchi, Praggnanandhaa, Wei Yi und Giri absolute Weltklasse am Brett saß, und somit die Chancen nicht schlecht standen, dass die Kunstwerke im Museum noch durch welche auf dem Schachbrett bereichert würden! Leider gewann Düsseldorf deutlich mit 6-2.
Den ersten Spieltag konnten wir als zweite Mannschaft zum Glück knapp für uns entscheiden, wir gewannen mit 4,5-3,5 gegen die SG Solingen. Malte hat hierzu ausführlicher berichtet, ich beschränke mich auf den zweiten Mannschaftskampf gegen die SG-Porz:
An Brett 1 spielte Sipke Ernst mit Schwarz gegen GM Christopher Lutz. Es kam Spanisch aufs Brett und zu Beginn wirkte die Stellung noch recht ausgeglichen. Es gelang Schwarz in der Folge sich einen soliden Vorteil zu erspielen, sodass das Remisangebot von Weiß nach 20 Zügen (gefolgt von der Einwilligung von Schwarz) wohl eine schlaue Entscheidung von Christopher Lutz war.
Kurz darauf einigten sich auch Tom Woelk an Brett 3 gegen FM Alexander Suvorov sowie Malte Colpe gegen FM Luca Suvorov auf ein Remis. An Brett 5 einigte sich auch Merjin van Delft mit seinem Gegner Stanislav Kjorotkjevich auf die Punkteteilung.
Den ersten vollen Punkt konnte Frank Bracker an Brett 7 mit Schwarz gegen FM Carlo Pauly einfahren! Nach einer Variante im Damengambit gelang es Frank, sich an seinem Mehr(frei)bauern auf c4 festzubeißen und diesen letztendlich nach einigen taktischen Abwicklungen in einem Turnendspiel zu verwerten. Somit stand es nun 3-2 für uns!
Kurz darauf konnte ich mit Weiß an Brett 8 nach einer taktischen Sizilianisch-Partie gegen Dmitrii Marcziter den Sack zumachen und auf 4-2 stellen!
Isaac Garner bekam es an Brett 6 mit FM Jonas Gallasch zu tun, gegen den ich selbst schon einige Male bei Deutschen Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften gespielt habe. Nach einer langwierigen Königsindisch-Partie bewies Isaac taktisches Geschick: Er wandelte einen Bauern in eine Dame um und stopfte anschließend mit einem präzisen Läuferopfer die die für das gegnerische Gegenspiel entscheidende offene Linie. Dieser brillante Zug zwang Schwarz unmittelbar zur Aufgabe – ein weiterer Punkt für das Team und damit der Zwischenstand von 5-2!
Den Schlusspunkt setzte Konstantin Peyrer an Brett 2 mit den weißen Steinen gegen GM Arkadij Rotstein. In einer langen Karlsbadpartie gelang es ihm, seinen Gegner zunehmend unter Druck zu setzen. Zwar bot sich Schwarz zwischendurch eine Möglichkeit zum Remis, doch diese blieb ungenutzt. So konnte Konstantin schließlich den finalen Sieg einfahren und das Team ein überzeugendes Gesamtergebnis von 6:2 feiern!
Alles in allem war es eine sehr starke Leistung, die unsere Mannschaft an diesem Wochenende gezeigt hat. Jetzt heißt es, den Schwung aus Solingen mitzunehmen und weiterhin konzentriert in die Saison zu gehen!
Kommentierte Partien vom Sonntag gegen die SG Porz
Ein besonderes Erlebnis ist bei so einem Wochenende natürlich das gemeinsame Essen am Samstag Abend – auch wenn die Freude durch eine extrem lange Wartezeit etwas getrübt wurde. Foto: Merijn van Delft
Vielen Dank an HSK 2 für diese tollen Berichte und kommentieren Partien – das ist definitiv etwas, das bleibt und das dazu beiträgt, ein Team zusammenzuschweißen – weiter so!