Hamburger Derby
In der 2. Liga, Gruppe B kam es zu einem Hamburger Derby zwischen Lennart Meylings HSK I und dem TV Fischbek, dessen ebenbürtiges Team uns als Gastgeber ein hartes Match lieferte. Unser hoher 3½:½-Sieg fiel im Vergleich zum Spielverlauf zu hoch aus. –
Huo, Da spielte am 4. Brett ungenau gegen das Skandinavisch von Thomas Peters und musste ohne wirkliche Kompensation den Bd4 geben. Immerhin bekam er nach einem Bauernopfer etwas Gegenspiel, als er den schwarzen König aus der langen Rochade vertreiben und die Damen tauschen konnte. Die Stellung war nun fast ausgeglichen, und Huo, Da verpasste, vermutlich froh darüber, sich halbwegs gerettet zu haben, die Chance, einen ungenauen Zug sogar zum Figuren- oder Qualitätsgewinn zu nutzen. Tatsächlich gab es im 36. Zug ein Remis durch Zugwiederholung.
Die Partie am zweiten Brett begann mit einiger Verspätung, sodass Thore Poske sein Caro-Kann mit deutlich weniger Zeit gegen Carina Brandt spielen musste. Er entschloss sich, die weiße lange Rochade anzugreifen, opferte mit c4-c3 einen Bauern und erhielt nach der Annahme des Opfers mit 19…Sf6-d5 20.Lc1-b2 Lf8-a3! mit der Absicht, mit Dc7-b6 Matt zu drohen, einen starken Angriff, gegen den sich Weiß nicht optimal verteidigte, sodass Thore die Qualität gewann und ein im Prinzip gewonnenes Endspiel mit zwei Türmen gegen Turm und Springer erreichte. Diese Stellung musste er allerdings schon auf seinem Inkrement spielen – vielleicht war das der Grund, warum Carina einen Zug lang noch einmal die Chance zum Ausgleich erhielt (37…a6? 38.Se5!), statt im 42. Zug matt gesetzt zu werden.
Die 1½-½-Führung war wichtig für uns, weil der Ausgang der anderen beiden Partien offen war. Insbesondere Lennart Meyling musste um das Remis kämpfen und stand oft genug schlecht, und Robert Engel hatte mit Weiß am Spitzenbrett gegen den Sizilianer von Dr. Jakob Kneip nichts erreicht. Erst im 25. Zug unterlief Jakob ein Fehler, als er versäumte, den gefährlichen Ld3 abzutauschen, sodass Robert mit einer mehr oder minder erzwungenen Folge von vier Zügen die Qualität gewann und ein klar vorteilhaftes Endspiel erreichte, das er dann klar gewann.
2½:½ bedeuteten den Sieg der Mannschaft, und der Kapitän Lennart Meyling konnte in aller Ruhe am 3. Brett versuchen, seinem Gegner Marco Rolf noch ins Remis zu entkommen. Nachdem er mit dem Versuch, in seinem durch die Öffnung des Zentrums zu Gegenspiel gelangen, immerhin erreicht hatte, dass sein Gegner mit dem Damentausch die Verteidigung erleichtert hatte, blieben doch die Sorgen wegen der schlechteren Bauernstruktur. Weiß war beim Abtausch beider Türme zufrieden, mit einem Bauen mehr ins Läufer- und Springerendspiel abzuwickeln. Dass die Läufer ungleich waren, schien ohne Bedeutung. Tatsächlich hätte Weiß seinen Läufer für den Freibauern auf h3 geben müssen und mit vier gegen einen Bauern und seinem aktivem König sowie zentralen Se4 gegen die beiden schwarzen Figuren Sh3 und Lh4 und den Kg8 gewinnen können, aber statt den Bauern zu schlagen, nahm er mit 42.Kxf4? den Springer, um nach 42…h2 43.Sf2 Lxf2 aufgeben zu müssen.
Das 3½:½ bringt unser Team nach die Runden auf den 1. Platz der Gruppe, einen Brettpunkt vor dem Münchner Schachakademie Zugzwang (5:1 / 7½).
In de 6. Liga, Gruppe B erwartete Michael Schenks HSK VI den SK Zehlendorf III. – Anders als sonst war diesmal zuerst die Partie am Spitzenbrett entschieden, an dem Elias Lu offenbar Erfahrungen mit Caro-Kann sammeln wollte. Unter diesem Aspekt könnte die Partie fruchtbar sein, weil sie wegen grundlegender Fehler verloren ging. Schon im 10.Zug ließ Elias zu, dass sich ein weißer Springer mit Schachgebot auf d6 breit machte und das schwarze Spiel nachhaltig störte. Elias musste sich dann noch bis zum 33. Zug quälen, bevor er sich in einem Schwerfigurenendspiel zur Aufgabe entschloss, weil seine Figuren im Gegensatz zu denen des Gegners nicht zusammenspielen konnten. Weiß hätte mit 16.Dh3+ Elias‘ Leiden deutlich abkürzen und den König in der Mitte dreizügig matt setzen können. Aber vielleicht ist aus der langen Partie noch nachhaltiger zu lernen.
Auch am 2. Brett gäbe es für Mika Dorendorf aus seiner Partie vor allem eines zu lernen: langsamer zu spielen. Diese Predigt hört er schon lange oder eben nicht, weil er in der Tat blitzschnell bestimmte Konstellationen wahrnimmt und kombinatorische Ideen entwickelt – vor allem natürlich solche, die ihn selbst in Vorteil bringen. Chancen des Gegners sind etwas schwerer zu erkennen, aber gleichwohl: In vielen Stellungen muss der schnelle Einfall geprüft werden, bevor er aufs Brett kommt. Die DSOL ist kein Bullet-Turnier. In der konkreten Damengambit-Partie herrschte lange Ausgleich, bis Mika auf dem Damenflügel die b-Linie öffnete und Druck erhielt, aber auch Schwarz hatte Möglichkeiten in der halboffenen f-Linie und dank eines (noch blockierten) Freibauern auf c4. Eine komplexe Situation also, Weiß stand besser, musste aber genau spielen. Und es gab mehrere kritische Situationen für beide Gegner. So hatte Mika die Chance, im 30.Zug die Dame gegen beide schwarze Türme zu tauschen und eine sichere Gewinnstellung zu erreichen. Aber er griff à tempo nach einem Bauen, den er mit Schach schlagen konnte, sodass er nach der erzwungenen schwarzen Antwort über seine Probleme auf der Grundreihe wahrnehmen musste, zu denen es bei dem Abtausch einen Zug vorher gar nicht gekommen wäre. Nun hatte Schwarz zwei Gewinnzüge, entschied sich aber für den dritten, der Weiß erlaubte, den Freibauern zu schlagen, ohne nach einem Ablenkungsopfer die Dame zu verlieren. Noch hatte Schwarz ein Remis auf dem Brett, spielte aber weiter auf Angriff und stellte mit 37…Dg3? eine einfache Falle: Auf 38.hxg3? wäre Th5# gefolgt, statt mit dem Turmopfer 37…Txg2! das Remis zu erzwingen. Doch so eine Falle durchschaut Mika blitzschnell. Nach 38.De2 stand er aufgrund seiner Freibauern auf d4 und e4 erneut auf Gewinn. Beim Vormarsch der Bauern aber ging es wieder darum, vorausschauend ihre Unterstützung durch Dame und Turm zu planen. Hier erhielt Schwarz noch einmal eine Remismöglichkeit, die er aber verpasste. Mikas Sieg ist also verdient, aber die Partie hätte aufgrund seines Tempos auch verloren gehen können.
Am 4. Brett baute Philipp Cramer unsere Führung durch einen sauber erspielten Sieg zum 2:1 aus. Gegen das Colle-System hatte Philipp früh Ausgleich erreicht und im 19. Zug auch den rückständigen Bd4 gewonnen. Kurz nach dem Übergang ins Turmendspiel gewann er mit einem Doppelangriff den zweiten Bauern und souverän auch die ganze Partie.
Die Entscheidung musste also am 3. Brett fallen, wo allein die Tatsache, dass Alexander Borgert noch spielte, als Beleg für einen bedeutenden Lernfolg gewertet werden darf: Alexander spielte sein Damengambit langsam, langsamer sogar als sein Gegner und erhielt im 20. Zug ein Remisangebot. Er schnappte sich zwar noch einen Bauern, doch nach seinem 22. Zug wurde Frieden geschlossen. Mit dem Remis sicherte Alexander den vierten Mannschaftssieg von HSK VI (8:0 / 10½). Michael Schenks junges Team hat die 5. Runde wegen der HJEM in den Märzferien bereits vorgezogen.
In der 10. Liga, Gruppe D empfing Ute Holinkas HSK 10 (6:0 / 11) den SC Eppingen und ging nach zwei 4:0-Siegen sogar als Favorit ins Match. Doch der schließliche 3:1-Sieg stand ein paar Züge lang durchaus in Frage.
Fast alle Partien wurden sehr schnell gespielt. So dauerte dass ganze Match nur eine Stunde, und Roman Korff erzielte mit seinem gut herausgespielten Sieg in einem Endspiel mit gleichen Läufern nach 53 Zügen die 1:0-Führung.
Das 1:1 ergab die Niederlage unseres Jüngsten Spielers Luka Tietz (U12), der in der Eröffnung den richtigen Plan gefasst und mit Lg4 / Sd4 die Sprengung der weißen Rochade vorbereitet hatte. Leider ließ er sich von 8.Sb5 ablenken und kam vom Wege ab. Nach 10.Sxd4 vergaß er sogar zurückzuschlagen und musste mit einer Figur weniger spielen. Dennoch erhielt Luka noch einmal eine Chance, als sein Gegner in Gewinnstellung einen Angriff auf seine Dame nicht beachtete, weil er wohl glaubte, direkt matt setzen zu können, was auch geschah. Luka hätte aber kaltblütig seinen König auf dem Schach ziehen müssen, und Weiß hätte seine Dame gegen einen Turm oder einen ganzen Turm geben müssen!
Das 2:1 besorgte am Spitzenbrett Joel Korff als Schwarzer in einer italienischen Partie, weil sein Gegner nach einem falschen Vorstoß im Zentrum bei einer wahren Abtauschorgie eine Figur einbüßte und Joel darüber hinaus die a-Linie für ein schnelles Matt öffnete.
Nun kam alles auf Artur Lerm an, der allerdings in einer guten Stellung, entstanden aus einer Variante der Wiener Partie, in eine Falle tappte, als er mit 17.Sd5xc7 einen Doppelangriff auf die De6 und den Ta8 startete. Mit 17…Da2! konnte Schwarz aber in die lange Rochade einsteigen und seinerseits einen gefährlichen Königsangriff starten. Er fand aber nicht die strengste Fortsetzung und ließ mit einem stillen Zug Weiß die Chance, einen Fluchtweg für seinen König zu öffnen. Nach dem Damentausch war Artur aller Sorgen ledig und als Schwarz schon mit dem nächsten Zug doch noch in eine Springergabel geriet, war Artur auf dem Weg zum sicheren 3:1 – und sein Team verteidigte die Tabellenspitze (6:0 / 11), nun mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung.